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Konfigurationen. Zwischen
Kunst und Medien
Kassel 4. - 7. September 1997

Podium II: Die documenta als Medienereignis (Zur Berichterstattung über die documenta X)

Samstag, 6. September 1997 20.30 Uhr - Rathaus, Bürgersaal
Begrüßung: Wolfgang Thaenert (Direktor der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk)
Moderation: Sigrid Schade (Universität Bremen)
Teilnehmer: Harald Kimpel (Kulturamt der Stadt Kassel), Maribel Königer (Pressesprecherin der documenta X), Inga Lemke (Universität Gh Siegen), Rainer B. Schossig (Radio Bremen), Dirk Schwarze (HNA Kassel), Peter Wien (ARTE-Redaktion Metropolis)

Das Medienecho auf die dX macht noch einmal deutlich, daß die Ausstellung als inzwischen institutionalisiertes Großereignis gar nicht anders kann, als sich auch massenmedial zu inszenieren. Die Reaktion der Presse kann zu Erfolg oder Mißerfolg einer documenta beitragen - ein Faktor, der berücksichtigt werden muß. Die documenta kann dabei verschiedene Optionen für die Zusammenarbeit mit den Medien selbst entwickeln, aber die Pressereaktionen nicht (vollständig) kontrollieren. Andererseits sind die Feuilletons von Fernsehen und Tageszeitungen und die Fachzeitschriften auf solche Großereignisse als Anlaß ihrer Berichterstattung im Sinne sensationeller Meldungen angewiesen, und also auch auf den Zugang von Informationen durch die documenta-Leitung. Sie reagieren also entsprechend bei vermeintlicher Mißachtung. Die Presse kommentiert, lanciert oder konstruiert die im Vorfeld (gewollt oder ungewollt) publik werdenden Skandale, Meinungen und Urteile, und die bei Eröffnung sichtbar werdende Ausstellung. Dies alles ist nicht spezifisch für die dX. Das Besondere der Berichterstattung über die dX war von der ersten Pressekonferenz an das Aufbegehren eines zumindest in der deutschen Kunstkritik eingespielten und stagnierenden »Old Boys-Network«, das sich selbst nicht mehr als Adressaten der Kommuniques der Leiterin betrachten konnte. Zu groß war die kulturelle, theoretische und generationsspezifische Kluft. Dazu kamen eine Reihe von symptomatischen Mißverständnissen, die folgende Phänomene sichtbar machten: Die deutsche Kunstkritik identifiziert ein »Konzept« mit einer Künstlerliste und sie hat nur ein begrenztes Set von Reaktionsmustern zur Verfügung, um das eigene Unbehagen an dem von der dX-Leitung (zum erstenmal eine Frau – was sie selbst nicht zum Thema machen wollte, von der Kunstkritik aber zum Thema gemacht wurde) formulierten politischen, ethischen, kunst- und kulturgeschichtlichen Anspruch zu artikulieren. Dieser Anspruch richtet sich auch auf die Frage nach dem Ort der Kunst und der Konzeption von Künstlerschaft im Zeitalter der Neuen Medien. Darüber wird sowohl historisch als auch auf die dX bezogen im Podium und vom Publikum diskutiert werden.
Podium in deutscher Sprache
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