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Konfigurationen. Zwischen
Kunst und Medien
Kassel 4. - 7. September 1997

Podium I: Der Ort der Medien und die Frage nach der Kunst

Donnerstag, 4. September 1997 20.30 Uhr - Rathaus, Bürgersaal
Begrüßung: Kulturdezernent/in der Stadt Kassel, Georg Christoph Tholen (Universität Gh Kassel)
Moderation: Hans Joachim Lenger (Hochschule für bildene Künste Hamburg)
Teilnehmer: Hubertus von Amelunxen (Muthesius-Hochschule für Kunst und Gestaltung Kiel)), Jean-François Chevrier (Kunsttheoretiker, Paris), Catherine David (documenta X-Leitung), Vera Frenkel (Künstlerin, Toronto), Hans Dieter Huber (Universität Heidelberg), Knowbotic Research (Köln)

Das Ästhetische hat seine Koordinaten nicht in dem Raum, den wir vermessen, verkleinern oder gar »auflösen« (P. Virilio). Gleichwohl verschiebt sich der Spiel-Raum der Kunst mit den Strategien der Urbanisierung und telematisch beschleunigten Globalisierung. Die documenta X ist Beleg genug für den Versuch, virtuelle Räume zu erkunden – auch als »Topographien der Macht« (J.-F. Chevrier / C. David, documentaX-Katalog). Doch wie verändern sich die Medien und Mittel der ortlosen Einbildungskraft, wenn im Wechselspiel alter und neuer Medien sich die Grenzen des Sichtbaren und Unsichtbaren verschieben? Was ist heute die »Sprache der Kunst«, der Horizont ihrer Fragmentierung von Welt- und Anschauungsbildern? In vielfacher Weise ist die Situation der Kunst heute von Enteignungsängsten bestimmt. Der privilegierte Ort, den sie besetzt gehalten hatten, zeichnete sich durch ihr Vermögen aus, den ungreifbaren »Gemeinsinn« (Kant) zur Anschauung seiner selbst und darin zur Manifestation kommen zu lassen. Differentielles Spiel eines Erscheinen-Lassens, spielte die Kunst in Techniken eines Entzugs, in dem das Tabu über Interesse und Aneignung ausgesprochen war; Kants »interesseloses Wohlgefallen« dürfte die knappste Formel für diese Konstellation gewesen sein. Und doch war die privilegierte Situation der Kunst, die das »freie Spiel der Einbildungskraft« zu eröffnen erlaubte, von technischen Bestimmungen nie frei; so wenig, daß die »klassische Ästhetik« sogar davon sprechen mußte, die Einbildungskraft verfahre selbst »technisch«. Differenztechniken, die Reales und Imaginäres verteilen, sind mit dem Auftreten der »universellen diskreten Maschine« in Apparaten inkarniert, die nicht nur das »Werkzeug«, sondern auch den Begriff des »Werks« selbst undwiderruflich in Frage stellen. Lesbarer wurde so, daß sich in der Vorstellung des »Genies« stets das Problem einer »technischen Genese« verbarg, die mit dem Computer alle Oppositionen von Sichtbarem und Unsichtbarem verwirrt, in denen eine Metaphysik der Kunst einst heimisch sein konnte. Aus trügerischen Sicherheiten vertrieben, stellt sich ihr deshalb in völlig neuer Weise die Frage ihrer Aufschreibesysteme: von welchem Ort - oder Nicht-Ort - könnte sie in Formationen technischer Medien intervenieren? Dies verschränkt sie nicht nur mit einem Denken, dem zufolge das "Wesen" der Technik nichts Technisches ist, sondern auch mit dem Insistieren auf einem Begriff des Politischen, der unter Bedingungen maschinell-symbolischen Datenprocessings aussteht.

Podium in deutscher und französischer Sprache mit Übersetzung
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