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Konfigurationen. Zwischen
Kunst und Medien
Kassel 4. - 7. September 1997

Wolfgang Hagen (Bremen):
Der Okkultismus der Avantgarde um 1900

Donnerstag, 4. September 1997 16.30 Uhr - Bali-Kinos, Kulturbahnhof

Abstract

Die Frage ist nicht allein, ob in den Biographien und in den Werken Kandinskys, Munchs, Duchamps, Mondrians, Boccionis oder Kupkas Bezüge und Lektüren der theosophischen und okkultistischen Strömungen der Zeit aufzufinden sind. Daß es sie gibt, ist hinlänglich genug bekannt. Die Frage ist vielmehr, welcher präzisen Genealogie dieser intrinsische Zusammenhang von Okkultismus und Avantgarde folgt. Erweist sich die Avantgarde von 1897 oder 1910, die Kunst erstmals und folgenreich als »language of the future« positionieren will, am Ende als eine Retrogarde, die an einem Natur-, Physik- und Mediendispositiv sich orientiert, das an der vor-relativistischen, vor-quantenphysikalischen und vor-informationstheoretischen Ära des 19. Jahrhunderts fixiert geblieben ist? So könnte sie uns, gegensinnig, den Umbruch in die unentscheidbare Welt der fragmentarisierten Berechenbarkeiten des Digitalen noch einmal offenhalten; allerdings nur, wenn wir diese Umbruchsschwelle nicht noch einmal mit der Behauptung falscher Kontinuitäten und einem Begriff von Ästhetik verschütten, der in Wahrheit immer eine okkulte Phänomenologie beschwörte.

Vortrag in deutscher Sprache
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