Bernhard Siegert (Berlin) / Axel Roch (Berlin):
Eine Maschine, die Maschinen verfolgt
Abstract
Medien fangen Subjekte nach Maßgabe ihrer spezifischen Codes ein; sie lassen Subjekte im Seinsmodus der Verfolgung agieren. Theater, Literatur, Film und Radio haben so jeweils historisch anders die Bedingungen möglicher Verfolgung verfügt. Der Zweite Weltkrieg, im besonderen die Schlacht um England, produzierte Maschinen, die Menschen und Maschinen verfolgen. Claude Shannon und Norbert Wiener entwerfen zwei grundverschiedene Lösungen, wie Flugabwehrsysteme angreifende Flugzeuge einfangen. Wieners Verfolgung besteht in einer Spektralanalyse der unbekannten Intention eines menschlichen Piloten. Während seine Signalanalyse Lesen und Interpretieren einer Botschaft in Echtzeit ist, geht der Nachrichtentechniker Shannon von der Redundanz der Signale aus. In Wieners intersubjektivem Spiel der Verfolgung besteht die Steuerung von Maschinen in der Berechnung eines Adressaten. Shannon, weil er die Strategien der gegnerischen Apparatur schon durchgespielt hat, muß nur noch ein apriorisches Wissen von Maschinen befehlen. Shannon optimiert die Adresse einer Botschaft. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Spieltheorie integraler Bestandteil einer Medientheorie. Und die Geschichte der Medien läßt sich entweder als die Intersubjektivitätsstruktur von Menschen und Medien nachspielen oder als Möglichkeitsstrukturen von Medien durchspielen.
Vortrag in deutscher Sprache
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