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Konfigurationen. Zwischen
Kunst und Medien
Kassel 4. - 7. September 1997

Panel E1: Shannons Toys I

Freitag, 5. September 1997 15.00 Uhr - Ghk, Holländischer Platz

Philipp von Hilgers (Berlin):
Eine Maschine, die Gedanken liest

Abstract

Vor- und angestellt wird Claude Shannons Mind-Reading-Machine, die 1953 begann, die Kommunikationsbedingungen des II. Weltkriegs und deren Verunmöglichungen nachzuspielen, und nicht aufhört, sie dem Nachkrieg als Futur II und Nullsummen- spiel vorzuspielen. Auch der psychoanalytische Diskurs Jacques Lacans wird kurz darauf dem Spiel dieser Maschine nicht entgehen. Die Wendung, die der Diskurs darauf nimmt, und die enigmatische Bedingtheit werden zu markieren sein. Schließlich wird ein Blick auf heutige Computerarchitekturen zeigen, wie die Mind-Reading-Machine - unter anderem Namen und auf anderer materieller Basis - dort eingesenkt, gegen Steuer-Hasards, d.h. gegen Kontingenzen im Befehlsfluß, vorgeht.

Vortrag in deutscher Sprache
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Peter Berz / Christian von Herrmann (Berlin):
Eine Maschine, die Labyrinthe löst

Abstract

»Theseus« heißt das digitale Wesen, das der amerikanische Nachrichtentheoretiker und Bastler Claude Elwoode Shannon auf der »8. Konferenz für Kybernetik und Rückkopplungssysteme in biologischen und sozialen Systemen« vorführt, die die Josiah Macy jr. Foundation 1951 in New York veranstaltet. Die dort versammelten Wissenschaftler, Regelungstechniker, Psychologen und Nachrichtentheoretiker sehen ein Labyrinth, dessen Wände beliebig verändert werden können, und ein mechanisch-elektrisches Objekt mit fingerförmigem Sensor, das durch zwei Motoren in Bewegung gesetzt wird. Unsichtbar ist die kybernetische Maschine, die diese Sensorik und diese Mechanik miteinander verkoppelt. Sie besteht vor allem aus Relais, die als Speicherelemente dienen. Die Zuhörer, die Shannon und seine Maschine umringen, staunen und sagen: Die Maschine agiert wie ein Mensch. Tatsächlich aber implementiert sie einfach das Subjekt des Behaviorismus und seiner neurophysiologischen Basis, der Reflexologie Pawlows und Bechterews. Als Voraussetzung für eine Lösung des Labyrinths erweist sich vor allem die Fähigkeit, Gelerntes stets auch wieder vergessen und so auf eine veränderte Lage reagieren zu können. Im permanenten Ausnahmezustand des variablen Labyrinths droht jede eben noch erfolgreiche Gewohnheit schon im nächsten Moment zur Neurose umzukippen und die Labyrinthmaus in Rückkopplungsschleifen einzufangen.

Vortrag in deutscher Sprache
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