Abstract
»Theseus« heißt das digitale Wesen, das der amerikanische Nachrichtentheoretiker und Bastler Claude Elwoode Shannon auf der »8. Konferenz für Kybernetik und Rückkopplungssysteme in biologischen und sozialen Systemen« vorführt, die die Josiah Macy jr. Foundation 1951 in New York veranstaltet. Die dort versammelten Wissenschaftler, Regelungstechniker, Psychologen und Nachrichtentheoretiker sehen ein Labyrinth, dessen Wände beliebig verändert werden können, und ein mechanisch-elektrisches Objekt mit fingerförmigem Sensor, das durch zwei Motoren in Bewegung gesetzt wird. Unsichtbar ist die kybernetische Maschine, die diese Sensorik und diese Mechanik miteinander verkoppelt. Sie besteht vor allem aus Relais, die als Speicherelemente dienen. Die Zuhörer, die Shannon und seine Maschine umringen, staunen und sagen: Die Maschine agiert wie ein Mensch. Tatsächlich aber implementiert sie einfach das Subjekt des Behaviorismus und seiner neurophysiologischen Basis, der Reflexologie Pawlows und Bechterews. Als Voraussetzung für eine Lösung des Labyrinths erweist sich vor allem die Fähigkeit, Gelerntes stets auch wieder vergessen und so auf eine veränderte Lage reagieren zu können. Im permanenten Ausnahmezustand des variablen Labyrinths droht jede eben noch erfolgreiche Gewohnheit schon im nächsten Moment zur Neurose umzukippen und die Labyrinthmaus in Rückkopplungsschleifen einzufangen.
Vortrag in deutscher Sprache
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