config.media.art config.media.art
Konfigurationen. Zwischen
Kunst und Medien
Kassel 4. - 7. September 1997

Panel D1: Digitale Bildrepräsentationen

Freitag, 5. September 1997 15.00 Uhr - Ghk, Holländischer Platz

Barbara Jung (Kassel):
Elektronische Bilderzeugung. Eine Ausfilterung in eight easy steps

Abstract

I.
Repräsentation als
  1. Vorstellung, Ort der Idealität,
  2. Vergegenwärtigung, Möglichkeit der reproduktiven Wiederholung
  3. Substitut eines Signifikats wie der idealen Form des Signifikanten (Jacques Derrida, Die Stimme und das Phänomen, S. 103f.)

II.
zu 2. »Ein nur einmal vorkommendes Zeichen wäre keins« - Kunst im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit, das Kunstwerk bleibt nicht einmalig, sondern kann in diesem Sinne als Zeichen gesehen werden.
zu 3. Wodurch würde sich ein idealer Signifikant auszeichnen? Durch Fülle, Dichte, Reichhaltigkeit (Nelson Goodman)? Wird eine Realitaet der Fülle substituiert, konstruiert? Als Ersatzrealität?

III.
Was wird dabei ausgefiltert?
Was fällt in einer wenn auch nicht-euklidischen, fraktalen Geometrie weg?
Was wegzufallen scheint, ist die Unordnung, ein ungelöster Rest, das »Dunkle«, wie Deleuze sagt. Der Rest bleibt in meinen Arbeiten auf der Ebene der Malerei erhalten, die eine digitale Abbildung nicht wiedergeben kann. (dazu Abbildungen) Oder: Aufbauprozeß des Bildes als Film (Vorführung Dr. Grillenberger)

IV.
Elektronischer Schmutz nicht als Nachahmung analogen Schmutzes. (dazu: Graphik Plakat) Der Computer als Mittel zur rechnerischen Gestaltung eines »feststehenden Fernsehbildes«.

V.
Wenn der Computer Photographie oder Film simuliert, repräsentiert er Medien, die selbst repräsentieren. Repräsentation der Repräsentation.

VI.
Am Ende dieser mehrfachen Repräsentation: Identität. Dennoch kann nicht von der Tatsache der Repräsentation auf den Was-Gehalt, das Wesen des Repräsentierten geschlossen werden.

VII.
»Die unendliche Repräsentation mag wohl die Blickpunkte vervielfältigen und sie in Reihen anordnen; dennoch sind diese Reihen der Bedingung unterworfen, nach der sie auf dasselbe Objekt, auf dieselbe Welt hin konvergieren....Wenn das moderne Kunstwerk dagegen seine permutierenden Reihen und seine Zirkelstrukturen entfaltet, so weist es der Philosophie einen Weg, der zur Preisgabe der Repräsentation führt.« (Gilles Deleuze, Differenz und Wiederholung, S. 97)

VIII.
Die Wiederholung weist auf etwas Verborgenes hin (Deleuze). Kann man im Gegensatz dazu nur »ausfiltern«, was man kennt?

Vortrag in deutscher Sprache

  [ Homepage ]    [ Kurzbiographie ]    [ Programm ]

Sabine Fabo (Köln):
Vom imaginären zum digitalen Museum?

Abstract

Bereits Malrauxs Konzept des imaginären Museums verdankte sich der Reproduzierbarkeit der Kunst im frühen Medium der Fotografie. Elektronische Kataloge, CD-ROM und das Internet als digitale Extensionen des Museums erweitern das Kunstwerk um rezeptive Kontexte, die sich jenseits eines räumlich erfahrbaren Ortes befinden. Vorstellungen eines »digitalen Museums«, wie sie aktuell formuliert werden, verstehen sich als Erweiterungen eines traditionellen Museumsbegriffs, die auch den Status des Kunstwerks berühren.

Vortrag in deutscher Sprache
  [ Homepage ]    [ Kurzbiographie ]    [ Programm ]

Philipp Heidkamp (Köln):
Der Besucher als interaktiver Flaneur oder: das Interface als Repräsentation digitaler Strukturen

Abstract

Ob im Cyberspace, in Shopping Malls oder Museen - der Flaneur der Postmoderne ist vom urbanen öffentlichen Raum in den digitalen Raum der (Tele-)Kommunikationsmedien abgewandert. Der Benutzer als neuer Typus des Flaneurs: nicht mehr länger, wie von Benjamin beschrieben, durch die Straßen von Paris wandelnd; vielmehr ein Flaneur in den virtuellen Informationsarchitekturen interaktiver Medien. Die essentiellen Vorteile interaktiver Medien liegen in ihren strukturellen Möglichkeiten und fordern neue Formen dynamischer Informationsarchitekturen. Je weniger die Wege durch diese Informationslandschaften determiniert sind, desto größer ist die Freiheit des Benutzers. Flanieren als idealtypische Nutzungsform der Navigation dieser Datenräume - trotz aller Widersprüche zwischen flanieren und navigieren? Welche Erwartungen und Anforderungen ergeben sich daraus für den Einsatz interaktiver Medien als Speicher kulturellen Wissens und welche Perspektiven resultieren daraus?

Vortrag in deutscher Sprache
  [ Homepage ]    [ Kurzbiographie ]    [ Programm ]