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  Herbert A. Meyer

Experimentieren in der Psychologie - SS 98
In Zusammenarbeit mit Elke Döring-Seipel wurden die unten kurz beschriebenen Experimente zur Übung angeboten. Begleitet wurde diese Übung durch Seminare zur Versuchsplanung und -durchführung. Als studentische Hilfskraft stand Henning Meyer zur Verfügung.

  • Allmende-Klemme/Sozio-ökologische Falle (Umweltpsychologie)
    Es handelt sich um ein experimentelles Dilemma-Spiel. Verschiedene Personen oder Personengruppen nutzen gemeinsam eine Ressource. Jeder Spieler entnimmt in jeder Spielrunde einen Anteil der Ressource. Spieler können sich egoistisch, kooperativ oder ressourcenschonend verhalten und die Auswirkungen ihrer Strategien auf ihre eigenen Gewinne, das Verhalten ihrer Mitspieler und die Entwicklung der Ressource erfahren. Interessant ist die Frage, wieweit sich diese Erfahrungen auf unseren Umgang mit Umweltressourcen übertragen lassen.

  • Risky-Shift (Psychologie der Gruppe)
    In diesem Experiment geht es um Entscheidungsverhalten von Gruppen. Die Frage ist: Entscheiden Gruppen von Personen in bestimmten Situationen anders z.B. risikofreudiger als Einzelpersonen.

  • Zeigarnik-Effekt (Kognitionspsychologie)
    Der Zeigarnik-Effekt ist eine Bezeichnung für die Tatsache, daß unter bestimmten Versuchsbedingungen unerledigte Handlungen besser behalten werden als erledigte. Das raschere Vergessen erledigter, abgeschlossener Handlungen führt die russische Psychologin Bluma Zeigarnik 1927 im Sinne der Handlungstheorie Kurt Lewins auf eine Entspannung des dynamischen Systems zurück, während das Wissen um die Nichtabgeschlossenheit von unterbrochenen, nicht beendeten Handlungen durch Restspannungen die Erinnerung länger aufrechterhalten. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, daß der Zeigarnik-Effekt situationsabhängig ist. Im Rahmen der experimentellen Praktikums soll das originale Experiment von 1927 erneut durchgeführt werden. Eine besondere Schwierigkeit besteht in der Versuchsleitertätigkeit bei der Einführung der Störung.

  • Der Goldene Schnitt (Experimentelle Ästhetik)
    Der "Goldene Schnitt" steht für ein bestimmten Verhältnis zwischen Linien (34:21). Dieses Verhältnis kann in vielen künstlerischen und architektonischen Gebilden wieder entdeckt werden und galt bereits bei den Griechen als Schlüssel zum Geheimnis des Schönen. Ende des 19. Jahrhundert untersuchte Gustav Theodor Fechner den goldenen Schnitt auf empirischem Wege. Diese Studien gehören zu den ersten systematischen Untersuchungen der wissenschaftlichen Psychologie und haben beträchtlichen Ruhm erlangt. Fechner legte seinen Versuchspersonen Rechtecke in verschiedenen Verhältnissen vor und konnte eine Vorliebe für Verhältnisse im goldenen Schnitt feststellen. Im Rahmen der experimentellen Praktikums soll versucht werden, die Untersuchung von Fechner zu replizieren. Es wird ein Einblick in grundsätzliche Methoden experimenteller Praxis geboten. Ein besonderes Problem stellt die Formulierung einer zeitgemäßen Instruktion dar.

  • Der Einfluß von Texten auf die ästhetische Beurteilung von Bildern (Experimentelle Ästhetik)
    Nach Hans Hörmann strebt der Mensch an, die ihn umgebende Welt als sinnvoll zu erleben. Verstehen sei mit einem Erfolgsgefühl verbunden, weil "Sinnkonstanz" konstruiert werden könne. Hörmann stellt die Hypothese auf, daß es eine Analogie zwischen dem Akt des Verstehens und dem Akt des Schön-Findens beim Betrachter eines Kunstwerks gibt. Seine eigenen Untersuchungen bestätigen diese Hypothese: Kunstwerke, die mit Text dargeboten werden, werden als signifikant schöner eingestuft als Bilder ohne zusätzliche textliche Informationen. Im Rahmen der experimentellen Praktikums soll versucht werden, die Ergebnisse von Hörmann zu replizieren. In Anlehnung an die Präsentation von Kunstwerken in Museen sollen diese mit Hinweisschild (Titel, Autor) und ohne ein solches dargeboten und auf mehreren Skalen verglichen werden. Dazu sollen Gruppenuntersuchungen durchgeführt werden.
    Literatur
    Bock, M. (1984). Der ästhetische Reiz des Verstehens. In J. Engelkamp (Hrsg.), Psychologische Aspekte des Verstehens (Lehr- und Forschungstexte Psychologie, Band 10, S. 77-xx). Berlin, Heidelberg: Springer.
    Hörmann, H. (1976). Gibt es heute noch eine sinnvolle Verwendung des Begiffs "schön"?. In S.J. Schmidt (Hrsg.). "Schön". Zur Diskussion eines umstrittenen Begriffs (S. 47-59). München: Fink.
    Hörmann, H. (1978). Der Einfluss von Texten auf die ästhetische Beurteilung von Bildern. In C.H. Eckensberger (Hrsg.), Bericht über den 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Mannheim. Göttingen: Hogrefe.

  • Greenspoon-Effekt (Lernen)
    Dieses Experiment beschäftigt sich mit dem Lernen durch verbale Verstärkung. Greespoon (1955) versuchte durch seine Experimente die Frage zu beantworten, ob und in welchem Ausmaß solche verbalen Verstärker des Versuchsleiters die Äußerungen der Versuchsperson beeinflussen

  • Stimmung als Information (Emotionspsychologie)
    Untersucht wurde die Frage, wann und wie wir unsere Stimmungen als Information nutzen, wenn wir Urteile über relativ globale Sachverhalte, wie z. B. unsere Zufriedenheit mit unserem Leben abgeben sollen. Mit relativ subtilen Mitteln wurden Stimmungen der Probanden beeinflußt und die Auswirkungen auf Urteile über die Lebenszufriedenheit überprüft.

  • Umschüttversuche (Entwicklungspsychologie)
    Piaget (1976) interessierte sich besonders für die Entwicklung des Denkens. Vom Säuglingsalter bis zum Jugendalter teilte er die Entwicklung des Denkens in mehrere Phasen ein. In jeder Phase sind Kinder in der Lage, Denkaufgaben eines bestimmten Schwierigkeitsgrades zu lösen, während sie an Denkaufgaben der nächst höheren Stufe scheitern. Die Umschüttversuchen beschäftigen sich mit der Frage, wann Kinder die Invarianz von Mengen erkennen können, wenn Flüssigkeiten von einem Gefäß in ein anders geformtes Gefäß umgeschüttet werden.
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    08Apr06