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  Herbert A. Meyer

Meyer, H.A. (1993). Kompatibilität als Bedingung impliziter Erfahrungsnachwirkung. Dissertation, Universität Gesamthochschule Kassel.

  • Kurzzusammenfassung

    Ausgangspunkt der Arbeit ist ein Überblick zur impliziten Gedächtnis-Forschung. In kritischer Auseinandersetzung mit bestehenden theoretischen Positionen (System- und Prozeß-Sichtweisen) wird eine alternative Perspektive entwickelt. Insbesondere wird unter Rekurs auf exemplartheoretische Überlegungen angenommen, daß implizite Erfahrungsnachwirkungen durch obligatorische Retrievalvorgänge episodischer Gedächtniseinheiten verursacht werden, die unmittelbar und ohne anstrengende Aufmerksamkeitszuwendung stattfinden können. Gebunden sind die postulierten Retrievalvorgänge an eine kompatible Beziehung zwischen bereits enkodierten Gedächtniseinheiten und vorgefundenen Retrieval-Cues. Die theoretischen Überlegungen erlauben die Vorhersage, daß verschiedene Orientierungsaufgaben in Bezug auf konstant dargebotene Reize zu verschiedenen Gedächtniseinheiten führen und daß diese Gedächtniseinheiten bei nachfolgender Präsentation konstanter Retrieval-Cues verschiedene implizite Erfahrungsnachwirkungen bedingen. Diese Vorhersage konfligiert mit einem gut belegten Befund, der eine Unabhängigkeit indirekt registrierter Erfahrungsnachwirkungen von der "Verarbeitungstiefe" in der Studiersituation anzeigt. Die ausgeglichene Wirkung von verschieden "tief" reichenden Orientierungsaufgaben wird nicht auf einen homogenen, sondern auf heterogene Vorgänge zurückgeführt und als methodisches Artefakt in Frage gestellt ("Kontaminationshypothese").

    In einer ersten Studie kann der herkömmliche Befund auch für akustische Studier- und Prüfbedingungen nachgewiesen werden, d.h. die "Verarbeitungstiefe" hat bei Verwendung akustischer verbaler Reize keinen Einfluß auf indirekt registrierte Erfahrungsnachwirkungen. Das zweite Experiment verfolgt durch Variation der Testaufmerksamkeit die Dekontaminierung der indirekten Prüfphase von nicht-obigatorischen Retrievalvorgängen. Bei ungestörter Testaufmerksamkeit kann der bekannte Befund abermals repliziert werden. Unter geteilten Aufmerksamkeitsbedingungen zeigt sich hingegen erwartungsgemäß eine Abhängigkeit der indirekt erfaßten Effekte von der "Verarbeitungstiefe". Perzeptive Vorerfahrung hat bei konstanten verbalen Reizen einen größeren Vorteil als konzeptuelle Vorerfahrung. Es wird angenommen, daß die Interaktion zwischen Enkodiermanipulation und Retrievalerfolg in herkömmlichen Untersuchungen zur "Verarbeitungstiefe" bei perzeptiven indirekten Tests ohne zusätzliche Belastung der Aufmerksamkeit durch nicht-obligatorische Vorgänge verdeckt bzw. aufgehoben wird. Der beobachtete differentielle Effekt wird auf Kompabilitäten zwischen Anforderungen in der Studier- und Prüfphase zurückgeführt.

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    19Aug99